Karim – Barbiere aus Leidenschaft

Wer ist Karim und wieso sehen Barber-Pole „amerikanisch“ aus? Hier ein kleiner Exkurs in Karims Geschichte, Leidenschaft und in die Vergangenheit der rot-weiss-blauen Stangen.

Barbiere aus Leidenschaft
Karim, der Barbier

Sein Name ist Karim. Barbiere. 1994 in Chur geboren. Jeden Tag erleben wir seine fröhliche Persönlichkeit und Liebe zu seinem Beruf. Er verpasst seinen Kunden durch wenige Handgriffe ein typengerechtes Styling – durch klassische und authentische Herren-Haarschnitte, Beardtrim und Bartpflege. Immer hoch konzentriert. Der Kunde fühlt sich bei ihm aufgehoben, während sich Karim um seine Erscheinung kümmert. Fühlt sich der Kunde wohl, fühlt er sich wohl.

Es geht Karim vor allem um die Zeit, die ihm seine Kunden anvertrauen. Dieser geliehenen Zeit will er gerecht werden, dafür liebt er das traditionelle Barber-Handwerk. Wir verbringen eine Weile mit unserem Haarschnitt, deshalb setzt Karim auf gute Beratung – nach Gesichtstyp, Haarfarbe und -form.  Nach Saison, Bedürfnis und Kundenwünschen. In der RAW Station arbeitet er einen Tag die Woche: «Es macht mir wahnsinnig Spass, in diesem familiären Umfeld zu arbeiten, mit Leuten, die das Barber-Handwerk so schätzen».

Karim kennt seine Aufgaben. Das Ambiente ist wichtig, ein bequemer Sitz – traditionell – und gute Pflegeprodukte verwenden. Und, dass er seinen Kunden dabei hilft, für einen Moment runterzufahren und sich zu entspannen. Dem Alltag zu entfliehen. Vielleicht ein Gespräch zu guter Musik zu führen. Dabei einen italienischen Espresso oder ein kühles Bier zu geniessen. Dieses kurze «Abschalten» bietet ein guter Barber wie Karim. Das ist seine Aufgabe. Auch wenn die Aufgabe des Barbiers früher nicht immer mit Wohlgefühl zu tun hatte.

Barberpole – Kultobjekt mit blutiger Geschichte

Wo die Barber praktizierten, da hingen teilweise sogenannte Barberpoles. Der Ursprung der Barberpole geht bis ins Mittelalter zurück. Sie ist somit ein Vermächtnis einer längst vergangenen Zeit, in der die Menschen nicht nur zum Barbier wegen eines Haarschnitts und einer Rasur gingen. Damals wurden in Barbershops auch Aderlass und andere medizinische Verfahren durchgeführt. Als die Medizin nach und nach zur Wissenschaft wurde, mussten zahlreiche Ärzte gesucht und ausgebildet werden. Da die Barbiere gut mit scharfen Gegenständen umgehen konnten und seitjeher schon medizinische Eingriffe durchführten, wurden die geeignetsten Barbiere somit zu Zahnärzten und Medizinern weitergebildet.

Das Bild der Barberpole kennt man überall auf der Welt. Aber weshalb sehen Barberpoles aus, wie Barberpoles aussehen? Die wahrscheinlichste Theorie über die Herkunft und Farbgebung ist, dass die roten Verbände nach Aderlass und sonstigen Eingriffen vor der Tür zum Trocknen um einen Pfosten gehängt wurden. Begünstigt durch den wehenden Wind wickelten die roten Bandagen sich um den Pfosten und sorgten somit für das markante streifenförmige Muster. Die klassische Variante besteht daher nur aus den Farben Rot und Weiss.

Die Barbiere fingen an, die rot-weissen Pfosten dazu zu nutzen, um auf ihre chirurgische Dienstleistung aufmerksam zu machen und mehr Kunden anzulocken. Anhand des Kultpfostens sahen die Kunden, welcher Barbier neben den klassischen Haarschnitten auch medizinische Dienste anbot.

Schon früh wurden die rot-weissen Streifen um einen blauen Streifen ergänzt. Diesen findet man auf amerikanischen und heute auch auf europäischen Barberpoles. Weshalb aber blau? Es ist wahrscheinlich, dass die US-Amerikaner den blauen Streifen von ihrer Nationalflagge adaptiert und somit ihren Patriotismus zur Geltung gebracht haben. Andere Theorien gehen davon aus, dass blau das venöse, rot das arterielle Blut und der weisse Streifen den sauberen Verband symbolisiert. Einen exakten Beleg für die Herkunft des blauen Streifens gibt es nicht.

Heute ist der Barberpole Kultobjekt und Wegweiser zum Barbershop. So weist auch ein Barberpole in der RAW Station zu Karims Arbeitsplatz. Das Symbol blieb über die Jahre das gleiche, nur die Aufgaben haben sich geändert. Kein Aderlass mehr, keine chirurgischen Eingriffe an der Laufkundschaft. Heute sind Barbiere wie Karim eher Künstler, die ausgefallensten Haarschnitte kreieren. Wer also einen Aderlass machen will, geht heute zum Arzt. Beim Arzt bekommt man allerdings fürs Wohlgefühl einen Orangensaft, keinen italienischen Espresso.